Menschen mit Behinderung gehörten zu den ersten planmäßig verfolgten Opfern des NS-Rassewahns. Den euphemistisch genannten „Euthanasie“-Morden sind schätzungsweise 300.000 Menschen zum Opfer gefallen – unter ihnen auch Bürgerinnen und Bürger aus Iserlohn. Bis zum Ende der NS-Diktatur sind darüberhinaus ausgehend vom 1933 erlassenen „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ etwa 400.000 Menschen zwangssterilisiert worden.
Auf dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte richten wir unseren Blick mit einem Antrag an den Kulturausschuss. Intensive Recherchen unseres Kulturpolitikers Dr. Walter Wehner ergaben ein trauriges, ein erschreckendes Bild.
Viele Menschen aus Iserlohn betroffen
Insgesamt können mittels der Auskünfte der Gedenkstätten in den ehemaligen Vernichtungsanstalten rund 80 erwachsene Opfer, geboren in Iserlohn bzw. in Iserlohn wohnend, aufgezeigt werden. Die Anzahl der getöteten Kinder lässt sich aufgrund der Forschungssituation bislang nicht abschätzen. In Nordrhein-Westfalen werden als Orte der Kinder-Euthanasie Dortmund-Aplerbeck, Niedermarsberg und Waldniel angeführt. Die Gedenkstätte Hadamar teilte mit, dass man 1941 zwölf Patientinnen und Patienten aus Iserlohn in der Gaskammer ermordet hat und dass zwischen 1942 und 1945 weitere dreißig Iserlohner durch überdosierte Medikamente, Hungerkost und vorenthaltene medizinische Versorgung umgebracht wurden.
Opfer anerkennen – Gedächtnisort schaffen
Vor diesem Hintergrund beantragen wir, für die Iserlohner Euthanasie-Opfer der NS-Zeit einen Gedächtnisort in Form einer „Stolperschwelle“ (in Anlehnung an die bekannten Stolpersteine) zu schaffen. Als Ort schlagen wir hierfür das Seniorenzentrum Waldstadt Iserlohn an der Alexanderstraße vor. Dort lassen sich zwei Fälle und ihre Hintergründe im Detail belegen. Das Vorhaben soll mit einer fachkundigen Veranstaltung für das Personal des Seniorenheimes und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger würdevoll begleitet werden.
Das Beitragsbild zeigt die Stolperschwelle auf dem Gelände der KRH Psychiatrie im niedersächsischen Wunstorf (Bildnachweis: Wikimedia Commons, Tim Rademacher).