Diese Rede ist Gegenstand der Beratungen zur Haushaltssatzung für das Jahr 2023. Sie wurde in der Ratssitzung am 14. März 2023 gehalten.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
es taucht mittlerweile in jeder Haushaltsrede auf, dass unser städtischer Haushalt großen Herausforderungen entgegensieht. Darum lassen Sie uns auf die eigentlichen Herausforderungen und Aufgaben konzentrieren:
Iserlohn weiterhin lebenswert zu erhalten.
Gesamtschulen
Zuerst denken wir als SPD an die Zukunft, unsere Kinder. Es wird jetzt wieder gerätselt, was denn so die Motive und der Wille von Eltern seien. Ja, es ist die Gesamtschule, die gewünscht ist. Wenn wir drei Klassenstärken ablehnen müssen, ist an dieser Erkenntnis nichts dran zu rütteln. Es ist die Gesamtschule als einzige Schulform, an der in Iserlohn Kinder abgelehnt werden. Kinder werden abgelehnt und dürfen sich nicht so entwickeln, wie sie es brauchen. Das ist nicht zu akzeptieren. Das Warum, Wieso und Weshalb ist vollkommen müßig zu erörtern. Das ist eine unwürdige Diskussion.
Ganz vorne dabei ist unser Kulturbereich. Das liegt aber nicht am neuen Ressortleiter. Sondern an unseren engagierten Institutsleiterinnen und ‑leitern, die Fördermittel akquirieren. So ist es möglich, dass wir eine Kulturvermittlerin einsetzen können, die ganz hervorragende Arbeit macht: an den Schulen, im Theater, mit den Kindern. Die sozialen Barrieren überwindet und kulturelle Bildung an unsere Jüngsten bringt. Ich bin sehr dankbar, dass der Förderverein Parktheater die Finanzierung übernimmt. Das kann es aber nicht auf Dauer sein: Wir wollen diese Stelle über das nächste Jahr hinaus verstetigen. Da wird Unschätzbares geleistet. Das wäre vor allem auch ein klares Bekenntnis für die Kulturstadt Iserlohn. Ein klares Bekenntnis für Bildung. Ein klares Bekenntnis für Familien und die kleinen Menschen in unserer Stadt.
Schillerplatz
Wir haben als Politik die Entscheidungen über die zukünftige Gestaltung des Schillerplatzes vorbereitet und beschlossen. Ich bin froh über den guten Gesprächsfaden, den wir Ehrenamtlichen hier im Rat haben. Es ist gut, dass wir uns über die großen Themen in unserer Stadt nicht zerstreiten, sondern gemeinsam an Lösungen arbeiten können. Damit ist es gelungen, uns über die Fraktionsgrenzen hinweg der Bauverwaltung den Wegweiser für die nächsten notwendigen Schritte vorzugeben. Danke an alle beteiligten Fraktionen. Ich freue mich wirklich auf den neuen Schillerplatz, der alles haben soll, was die Innenstadt braucht:
- die Stadtbücherei als modernes Medienzentrum,
- Gastronomie,
- Einkaufsmöglichkeiten,
- Wohnen in der Innenstadt,
- ein städtisches Bürgerbüro
- und ganz viel Aufenthaltsqualität mit Wasser und mit viel, viel Grün.
Rathaus
Auch für die andere Seite des Rings bedurfte es des Impulses aus der Politik. Wo war der Vorschlag des Bürgermeisters, wie wir mit der Rathausstudie umgehen? Auch an dieser Stelle ist es an uns, eine Entscheidung zu treffen.
Energiepolitik
Weiter zum Thema Entscheidungen treffen: der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat uns nochmal vor Augen geführt, wie angewiesen wir derzeit auf den Import von Energieträgern sind. Wir machen als Rat Iserlohn fit in der Energieversorgung. Und das für die nächsten Jahrzehnte. Diejenigen, die heute noch sagen, man könne die Windkraft verhindern, die streuen Sand in die Augen unserer Bürgerinnen und Bürger. Die Frage ist nur, überlassen wir es den anderen oder machen wir es selbst. Machen es unsereStadtwerke? Die Energieversorgung der Zukunft macht uns unabhängig von Importen von Energieträgern. Wir setzen auf
- Photovoltaik,
- Wasserkraft,
- Geothermie und
- Solarthermie.
Diese Großprojekte – Schillerplatz, Rathaus, Energieversorgung – haben eines gemein: Die Entscheidungen finden ohne die Beteiligung von Bürgermeister Michael Joithe statt. Politik bringt sie auf den Weg. Und das in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Fachverwaltungen. Herr Bürgermeister, wir – die Bürgerinnen und Bürger Iserlohns –, wir erwarten von Ihnen Ideen, wie es vorangeht in unserer Stadt. Wir erwarten, dass Sie nicht nur vorne stehen, sondern auch vorangehen.
Managementqualitäten?
Sie betonen gerne, dass sie aus der Wirtschaft kommen. Herr Joithe, wir warten nach zweieinhalb Jahren im Amt auf Ihre Managementfähigkeiten. Wir haben zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. Da müssen wir – Politik und die politische Verwaltungsleitung – gemeinsam an Strategien arbeiten. Da ist die Erwartungshaltung an einen hauptamtlichen Bürgermeister, dass er von sich aus auf die Fraktionen zukommt. Es kann nicht sein, dass sich der erste Bürger Iserlohns aus den entscheidenden Zukunftsfragen unserer Stadt heraushält. Ich lade sie deswegen heute von diesem Pult aus wiederholt ein: nehmen Sie uns mit und teilen Sie uns mit, was Sie an Konzepten für Iserlohn haben. Unsere Tür steht offen und ich verspreche, wir sind guten Ideen immer aufgeschlossen. Wir bleiben weiterhin konstruktiv.
Klar ist: es müssen laufend Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen werden auch getroffen, nur eben, dass der Rat dies ohne den Verwaltungschef macht – genauer: machen muss.
Respekt für das Ehrenamt
Und was noch fehlt, das sind Respekt und die Wertschätzung für das Ehrenamt hier im Rat. Wir erhalten Drucksachen immer später. Anträge der Fraktionen werden – obwohl fristgemäß eingegangen – erst nach den Sitzungen für die Öffentlichkeit freigegeben. Ehrenamtliche müssen die Unterlagen selbst ausdrucken, um diese dem Ausschuss zur Verfügung zu stellen. Das ist grotesk.
Wir haben 13 ehrenamtliche Ratsmitglieder in unserer Fraktion und wir haben anderthalb hauptamtliche Stellen in unserem Fraktionsbüro. Herr Bürgermeister, Sie sind Vorgesetzter von 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es gibt Dinge, die müssen vorbereitet sein. Vorbereitet von der Verwaltung. Wir in den Fraktionen, wir machen uns schon zu Experten unserer jeweiligen Fachbereiche – wir arbeiten laufend daran. Dennoch können wir nicht alle Themen im häufig notwendigen Detailgrad bearbeiten. Dafür brauchen wir die fachliche Einschätzung der Verwaltung – auch mal mit mehreren Varianten und vor allem rechtzeitig. Und wir wollen erkennen, was die Idee des Bürgermeisters ist. Wir müssen dabei am Ende nicht einer Meinung sein. Das ist nichts Schlimmes. Das bedeutet nicht, dass wir uns in Zukunft nicht mehr in die Augen sehen können. Aber wir wollen eine Meinung des Bürgermeisters. Wir wollen sehen, dass Sie eine Idee für unsere Stadt haben. Daran wollen wir konstruktiv mit Ihnen arbeiten. Es ist einfach eine Frage des Respekts. Das wäre Ihr Beitrag zur Wertschätzung des Ehrenamts.
Und so passt es, dass wir von Michael Joithe im Dezember eine blutleere Haushaltsrede vorgelegt bekommen haben. Immerhin war sie ehrlich. Denn sie hat gezeigt, dass er an keinen Entscheidungen in dieser Stadt beteiligt ist.
Michael Joithe hat gezeigt, dass er weder Willens ist noch in der Lage, Entscheidungen für Iserlohn mit uns hier im Rat vorzubereiten und schließlich zu treffen. Auch hier bleibt er ehrlich und hält sein Wahlversprechen. Denn das ist „echt anders“. Das Wichtigste für Michael Joithe war laut seiner Rede der Personalaufwuchs in seinem persönlichen Bereich – im Bürgermeisterreferat – verpackt als Bürgerfreundlichkeit, aber ohne Idee für die bürgerfreundliche Verwaltung.
Bürgerecho
Die Einführung des Bürgerechos war übrigens ein Antrag der SPD aus 2018. Es geht Michael Joithe nur um mehr Personal für sein Bürgermeisterreferat. Dabei fehlt es an Führung und Kommunikation in der obersten Spitze der Verwaltung. Nach zwei Jahren im Amt musste der Erste Beigeordnete dem Bürgermeister allen Ernstes in öffentlicher Sitzung noch erklären, dass er der oberste Dienstherr der Verwaltung ist und für das alles die Verantwortung trägt.
Verantwortung
Aus einem Flyer vom selbsternannten „Bündnis der Vernunft Iserlohn“ der aktuell so im Internet steht – im Impressum: Uwe Albert, Ratsmitglied von DieIserlohner und … Michael Joithe. Ich zitiere:
„Zu Recht kann man uns hier entgegen halten, dass die Beschlüsse doch im Rat getroffen werden und die Verwaltung nur ausführendes Organ wäre. Da aber die Beschlüsse im Rat auf Basis der von der Verwaltung erstellten Drucksachen getroffen werden und die ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker in der Regel nicht in der Lage sein können, die von der Verwaltung der Stadt präsentierten Zahlen zu widerlegen, kommt der Qualität der Drucksachen und den Berechnungen der Ressorts eine enorm hohe Bedeutung zu.“
Und:
„Der Bürgermeister, als Chef der Verwaltung und Mitunterzeichner von Drucksachen, ist hier natürlich am Ende in der Verantwortung für ‚Fehler‘ seiner Mitarbeiter.“
Manche Aussagen, Herr Joithe, manche Aussagen altern schlecht.
Herr Joithe, Sie lassen nicht nur als Chef die Verwaltung im Stich. Sie lassen Iserlohn im Stich. Sie lassen die Iserlohnerinnen und Iserlohner im Stich.
Auch in diesem Jahr haben Sie das dritte Mal in Folge nicht das Gespräch mit den Fraktionen zum Haushalt gesucht. In der Vergangenheit haben das die Bürgermeister immer gemacht – auch als sie noch nicht Verwaltungschef waren, sondern nur ehrenamtliche Vorsitzende des Rates.
Dank an Kämmerei und Fachverwaltungen
Dieser Haushalt ist ein Haushalt unseres Kämmerers. Der sich sehr wohl die Mühe gemacht hat mit den Fraktionen zu sprechen. Vielen Dank an Michael Wojtek und die unermüdliche Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kämmerei. Sie haben gemeinsam mit den Fachverwaltungen des Rathauses ganze Arbeit geleistet. Sie übernehmen die Verantwortung.
Bei aller engagierter Auseinandersetzung im Einzelfall, die ich ihnen auch nicht ersparen will und werde, ich danke unseren Beigeordneten und Ressortleitern dafür, dass sie mit Politik kommunizieren und diese Verwaltung zusammenhalten.
Damit die Verwaltung auch in diesem Jahr weiter mit uns als Rat die Stadt voranbringen kann stimmt die SPD-Fraktion heute dem Haushalt und den notwendigen Stellen in den Fachbereichen zu.
Vielen Dank.