Zum Inhalt springen

Besuch bei Werkstatt im Hinterhof – Drug-Checking hilft Prävention (Antrag)

Eva Kitz, Fraktionsvorsitzende

Bei einem Antritts­be­such am Don­ners­tag­nach­mit­tag tausch­ten sich der Vor­stand und die Sozi­al­aus­schuss­mit­glie­der der SPD-Rats­frak­ti­on mit Ute Przy­klenk und Colin Wes­ter­weg, der neu­en Lei­tung der Werk­statt im Hin­ter­hof aus. „Die Werk­statt nimmt wich­ti­ge Auf­ga­ben bei der Prä­ven­ti­ons­ar­beit, Sucht­be­ra­tung und Tages­struk­tu­rie­rung wahr“, so Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Eva Kitz. Der Sozi­al­aus­schuss­vor­sit­zen­de Micha­el Scheff­ler freut sich, dass das Ange­bot der Ein­rich­tung sowohl ange­nom­men als auch in der Stadt­ge­sell­schaft akzep­tiert wird: „Wir haben hier ins­ge­samt star­ke Anlauf­stel­len für den Umgang mit lega­len und ille­ga­len Süch­ten – das ist nicht selbst­ver­ständ­lich für eine kreis­an­ge­hö­ri­ge Stadt wie Iserlohn.“

Niedrigschwelliger Zugang

Michael Scheffler
Michael Scheffler, Vorsitzender des Sozialausschusses

Für Ute Przy­klenk ist die neue Auf­ga­be auch eine Rück­kehr an eine alte Wir­kungs­stät­te, hat­te sie hier im Rah­men ihres Stu­di­ums ein Prak­ti­kum absol­viert. Seit­dem habe sich in der Sozi­al­ar­beit eini­ges ver­än­dert, ins­be­son­de­re die vor­ge­ge­be­nen Rah­men­be­din­gun­gen der Arbeit an und mit den Men­schen. Die Werk­statt öff­net 8:00 Uhr und schließt 15:30 Uhr, dazwi­schen wer­den nied­rig­schwel­lig Ver­pfle­gung und Bera­tung ange­bo­ten. So wird das „Werk­statt-Früh­stück“ ange­bo­ten – ein Bröt­chen mit Kaf­fee –, Sup­pe und gele­gent­lich auch Waf­feln oder Quark­spei­sen. Auch Aus­flü­ge ste­hen auf dem Pro­gramm, Anfang des Monats besuch­te man gemein­sam die Dechen­höh­le. Etwa ein Drit­tel der Auf­su­chen­den ist dabei obdach­los oder ver­deckt obdach­los. Wahr­ge­nom­men wer­den die Ange­bo­te von bis zu 60 bis 70 Personen.

Förderverein in Auflösung – Spenden dennoch möglich

Bedau­er­lich ist, dass sich der För­der­ver­ein im Lau­fe des Monats vor­aus­sicht­lich auf­lö­sen wird. Przy­klenk berich­te­te, dass aus ande­ren Quel­len – unter ande­rem aus dem NRW-Stär­kungs­pakt – nur das Per­so­nal und ein Zehn­tel der sons­ti­gen Kos­ten gedeckt sei­en. Spen­den sind auch wei­ter­hin mög­lich, sowohl als Geld- als auch als Sach­spen­den. Ver­teilt wer­den auch Klei­dung, Geschirr und Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de, wenn die­se zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Mit ande­ren Hilfs- und Bera­tungs­ein­rich­tun­gen besteht eine ver­trau­ens­vol­le Kooperation.

Antrag: Drug-Checking schafft Aufklärung und Sensibilisierung 

Den Besuch hat die SPD-Frak­ti­on zum Anlass genom­men, auch eine poli­ti­sche Initia­ti­ve im Sozi­al­aus­schuss zu star­ten: Drogenkonsument:innen sol­len die Mög­lich­keit erhal­ten, ihre Dro­gen unter­su­chen zu las­sen. Das so genann­te „Drug-Che­cking“ kann hel­fen die Risi­ken durch ver­un­rei­nig­te Betäu­bungs­mit­tel zu redu­zie­ren, für die es sonst kei­ne Art des Verbraucher:innenschutzes gibt wie bei erlaub­ten Kon­sum­gü­tern. Beim Drug-Che­cking wer­den Dro­gen auf ihre Inhalts­stof­fe unter­sucht und über­prüft, ob auch ande­re schäd­li­che Sub­stan­zen in einer Pro­be ent­hal­ten sind. „Es gibt schon heu­te Modell­ver­su­che, bei denen Konsument:innen selbst am Ana­ly­se­pro­zess mit­wir­ken müs­sen. So kann Ihnen ein bes­se­res Ver­ständ­nis für die (schäd­li­che) Wir­kungs­wei­se ihrer Dro­gen ver­mit­telt wer­den“, ist sich Scheff­ler sicher.

Ampelkoalition schafft Rechtssicherheit

Antragstellerin Monika Stockmann, Mitglied des Sozialausschusses

Erst in der ver­gan­ge­nen Woche ist die von der Ampel-Koali­ti­on in Ber­lin beschlos­se­ne Ände­rung des Betäu­bungs­mit­tel­ge­set­zes in Kraft getre­ten. „Damit erge­ben sich für die Sucht­be­ra­tun­gen vor Ort neue Mög­lich­kei­ten, an die Konsument:innen her­an­zu­kom­men. Das Drug-Che­cking eröff­net die Chan­ce zur Auf­klä­rung und Sen­si­bi­li­sie­rung“, erklärt die Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Eva Kitz.

Antragstellerin Doris Rickert, Mitglied des Sozialausschusses

Die For­schung gibt dem Vor­ha­ben der Ber­li­ner Koali­ti­on Recht: 92 Pro­zent der Teil­neh­men­den einer Ber­li­ner Stu­die haben erklärt, ihre Dro­gen ana­ly­sie­ren zu las­sen. Eine Unter­su­chung der Vic­to­ria Uni­ver­si­ty im neu­see­län­di­schen Wel­ling­ton hat gezeigt, dass über zwei Drit­tel der Festivalbesucher:innen ihren Dro­gen­kon­sum nach dem Drug-Che­cking geän­dert haben und stär­ker für die Gefah­ren ille­ga­ler Dro­gen sen­si­bi­li­siert sind.

Modellvorhaben in Iserlohn

„Es besteht also die wirk­li­che Chan­ce, dass Dro­gen nicht oder nicht mehr kon­su­miert wer­den, wenn sie nach­weis­lich ver­un­rei­nigt sind, was einen Bei­trag zur Sucht­prä­ven­ti­on leis­tet“, fasst Scheff­ler die Ergeb­nis­se zusam­men. Auch Vertreter:innen der Ärzt:innenschaft unter­stüt­zen bun­des­weit der­ar­ti­ge Angebote.

In die Umset­zung der eröff­ne­ten Modell­vor­ha­ben sol­len auch die Werk­statt im Hin­ter­hof und die Anony­me Dro­gen­be­ra­tung im Mär­ki­schen Kreis (drobs) ein­ge­bun­den wer­den. Dies wäre nied­rig­schwel­li­ge­re Ange­bot als etwa die Ana­ly­se in einer Apotheke.

Beratung

Der Sozialausschuss berät den Antrag 31. August 2023. Die Sitzung beginnt um 17:00 Uhr, bitte entnehmen Sie den genauen Ort dem Ratsinformationssystem.

Gesetz

Arz­nei­mit­tel-Lie­fer­eng­pass­be­kämp­fungs- und Ver­sor­gungs­ver­bes­se­rungs­ge­setz (BGBl. 2023 I Nr. 197 vom 26. Juli 2023)

Werkstatt im Hinterhof

Obe­re Müh­le 28, 58644 Iserlohn

(02371) 27286

wih@​awo-​ha-​mk.​de