22.850 Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund leben in Iserlohn. Der Gesamtanteil von Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei rund 30 %. Unter ihnen solche, die bereits in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben, hier geboren und aufgewachsen sind, die Schule besucht und selber Familien gegründet haben. Aber auch solche, die erst seit wenigen Monaten oder Jahren in Deutschland leben, die als Geflüchtete vor Bürgerkrieg, Hunger, politischer oder religiöser Verfolgung in der Bundesrepublik Zuflucht suchten und eine neue Heimat, manchmal nur auf Zeit, in Iserlohn zu finden hoffen. Und natürlich auch solche, die wegen des Sports oder der Liebe heute hier leben. Sie alle werden auf kommunaler Ebene vertreten durch ein Gremium, welches sich Integrationsrat nennt.
Aufgabe und Funktion von Integrationsräten
Die Geschichte der Ausländer- oder Integrationsbeiräte geht in Deutschland bis ins Jahr 1971 zurück. Heute ist der Integrationsrat in Nordrhein-Westfalen auf kommunaler Ebene fest etabliert, § 27 der Gemeindeordnung NRW regelt die rechtlichen Rahmenbedingungen. Dieser folgend gehören den Integrationsräten neben den gewählten Migrantenvertreter:innen auch von den Fraktionen entsandte Ratsmitglieder an, die einen kontinuierlichen Austausch mit dem jeweiligen Rat gewährleisten sollen. Die Integrationsräte erfüllen politisch also zwei wichtige Funktionen: Sie bilden die Vertretung der Menschen mit Migrationshintergrund in den Städten und auch auf Landesebene, im Landesintegrationsrat, und sind außerdem das Expertengremium für das Thema Integration in den Gemeinden.
Neuer Vorstand für den Iserlohner Integrationsrat
In der vergangenen Woche tagte der im Herbst 2020 neu gewählte Iserlohner Integrationsrat zum ersten Mal und wählte einen neuen Vorstand. Der 38-jährige Marco Cocco, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in Letmathe lebt und dessen Vater aus Italien stammt, ist der neue Vorsitzende des Integrationsrates. Er wird in den nächsten fünf Jahren die Geschicke des Gremiums lenken und vertritt die Belange der Migrant:innen zukünftig auch im Ausschuss für Digitalisierung und Zukunft. Ebenfalls über die Liste „SPD Migration & Vielfalt“ wurde Maria Zaphiropoulou aus den Reihen der Iserlohner Sozialdemokrat:innen in den Beirat gewählt. Ihre Eltern stammen aus Griechenland, sie unterrichtet beruflich Geflüchtete im Rahmen von Maßnahmen zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit (AZAV) bei einem privaten Träger in Iserlohn und bereitet sie für die Aufnahme einer Ausbildung vor. Maria Zaphiropoulou vertritt den Integrationsrat ab sofort im Iserlohner Schulausschuss. Außerdem wurde sie zur Vertreterin für den Landesintegrationsrat NRW gewählt. Unterstützt werden die Beiden von Monika Stockmann, die als Ratsmitglied für die SPD-Fraktion in den Integrationsrat entsendet wurde.
Integrationsrat in Iserlohn bekannter machen
Gefragt nach seiner persönlichen Motivation, sich als Vorsitzender ehrenamtlich im Integrationsrat in Iserlohn zu engagieren, antwortet Marco Cocco: „Ich will meinen Beitrag dazu leisten, etwas zu verbessern, und zwar für alle Menschen mit Migrationshintergrund in meiner Heimatstadt Iserlohn.“ Seine ersten Ziele definiert er im Bereich Öffentlichkeitsarbeit: „Der Integrationsrat muss als solcher auch wahrgenommen werden. Deshalb arbeiten wir in den nächsten Wochen zuerst an einem eigenen Logo und an einer Internetseite für den Integrationsrat, auf der die Mitglieder unseres Gremiums vorgestellt werden und Interessierte schnell und einfach einen Ansprechpartner finden.“ Auch möchte Marco Cocco das Miteinander im Integrationsrat fördern. „Wir sitzen alle in einem Boot, deshalb müssen wir auch alle zusammenarbeiten, wenn wir etwas erreichen wollen“, hofft er auf gute Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern des insgesamt 18-köpfigen Gremiums.
Antirassismus und Antidiskriminierung als Themen
Maria Zaphiropoulou sind die Begriffe Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung nicht fremd, schon lange beschäftigt sie sich mit diesen Themen und sieht hier auch persönliche Motive, sich politisch in der SPD zu engagieren. „Zwar hat sich in den letzten Jahren im Bereich Integration schon vieles zum Positiven entwickelt, aber solange Menschen aufgrund ihres Namens oder ihrer Hautfarbe in Deutschland diskriminiert, rassistisch beleidigt, bedroht oder ausgegrenzt werden, ist es unsere Pflicht, für diese Menschen einzustehen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Rassismus passiert vor unserer Haustür, davor dürfen wir unsere Augen nicht verschließen.“ Auch dies sei eine wichtige Aufgabe des Integrationsrates.
Sprache als Schlüssel auch in der Integrationsarbeit
Da eine gelungene Integration häufig bei der Sprache beginnt, sieht Maria Zaphiropoulou hier eine weitere Aufgabe der Integrationsarbeit in Iserlohn. Gemeinsam mit dem Kommunalen Integrationszentrum des Märkischen Kreises soll beispielsweise das Angebot an Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund ausgeweitet werden, denn „ausreichende Sprachkompetenzen sind die Grundvoraussetzung für Bildungserfolg und Chancengleichheit“. Aber auch im Bereich der Förderung natürlicher Muttersprachlichkeit gibt es noch viel zu tun. „Ich wünsche mir, dass wir gute Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass einerseits Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, früh genug die deutsche Sprache lernen können, ohne dabei ihre Familiensprachen zu verlieren, und andererseits alle Kinder und Jugendlichen beim Erwerb weiterer Sprachen erfolgreich unterstützt werden.“ Die Förderung natürlicher Mehrsprachigkeit ist erklärtes Ziel der engagierten Sozialdemokratin.
Aufnahme und Unterstützung von Geflüchteten
Hautnah miterlebt hat Monika Stockmann das Leid von Geflüchteten im Jahr 2015. Als in den Medien von den Menschen berichtet wurde, die vor dem Krieg in Syrien und vor Armut und Elend in anderen osteuropäischen Ländern flüchteten, wollte sie „endlich mit anfassen und helfen“. So kam es, dass sich die heute 72-Jährige um eine Familie aus Albanien kümmerte und persönlich erlebte, dass jede:r Einzelne etwas zur Integration von Migrant:innen beitragen kann. Eine weitere Aufgabe des Gremiums muss auch weiterhin die Aufnahme und Integration von Geflüchteten sein, sind sich die drei Sozialdemokrat:innen einig. Wir wünschen ihnen viel Erfolg!